Hauptwerk im Überblick


Hauptwerk ist ein hoch entwickelter Software-Sampler zur Simulation von Pfeifenorgeln. Im Gegensatz zu einer synthetischen Klangerzeugung spielt Hauptwerk "nur" einzelne, zuvor aufgenommene Klang-"Schnipsel" ab, anstatt die Klänge selbst zu generieren. So lassen sich weltberühmte Instrumente zu Hause in hoher Qualität spielen.

Neben einem PC, auf dem das Hauptwerk-Programm und die Orgelklänge installiert sind, braucht man ein Keyboard oder einen Orgelspieltisch mit MIDI-Ausgang sowie Kopfhörer oder Lautsprecher. Die Tastenanschläge auf der Klaviatur werden als MIDI-Signal an den Computer übertragen (z.B. "Taste 36 auf Kanal 1 gedrückt" oder "Taste 48 auf Kanal 2 losgelassen"), dort werden für jedes "gezogene" Register die entsprechenden Pfeifentöne über die Soundkarte abgespielt und mit Lautsprecher oder Kopfhörer wiedergegeben.

Alle Pfeifen einer Orgel werden einzeln, in Stereoqualität und mit dem Nachhall des Kirchenraums aufgenommen, ebenso (aber getrennt und daher auf Wunsch abschaltbar) die Geräusche der Spiel- und Registertraktur. Ein solches "Sampleset" wird vollständig in den Arbeitsspeicher (RAM) des Computers geladen und in Echtzeit wiedergegeben. Daraus folgt aber auch, dass der verfügbare Speicher und die Prozessorleistung darüber entscheiden, wie groß die Orgel sein darf und mit welcher Virtuosität sie gespielt werden kann. Spielt man Widors berühmte Toccata auf einer großen romantischen Orgel mit vielen Registern, so sind – bedingt durch den Nachhall – mehrere Tausend Klang-"Schnipsel" gleichzeitig in der Wiedergabe. Das stellt schon einige Anforderungen an die Technik. Es gibt weit über 100 Samplesets, darunter viele historische Instrumente, z.B. von Arp Schnitger, Gottfried und Andreas Silbermann oder Aristide Cavaillé-Coll.

Die Aufnahmelänge für einen Pfeifenton mit Nachhall liegt bei 5 bis 25 Sekunden. Die Aufnahme wird in einer Schleife (Loop) ohne hörbare Unterbrechung so lange abgespielt, wie die entsprechende Taste gedrückt ist. Dabei simuliert Hauptwerk die natürlichen Schwankungen in der Windversorgung einer Orgel. Dadurch klingt eine Hauptwerk-Orgel lebendiger als eine digitale Sakralorgel.

Der Klang einer Pfeifenorgel ist maßgeblich vom Raum abhängig, in dem sie steht. Hauptwerk versucht, den Raumanteil möglichst realistisch wiederzugeben. Wird eine Taste losgelassen, so wird der Nachhall des Tons im Kirchenraum abgespielt. Da langer Nachhall zu unterschiedlichen Klangfarben bei kurzen und langen Töne führt, wird bei der "multi-release"-Technik jeder Ton speziell für das Staccato-Spiel mehrfach aufgenommen.

Neben der Originalstimmung einer Orgel stehen auch zahlreiche historische Stimmungen zur Wahl – dazu gehören mitteltönige Stimmungen mit unterschiedlicher Verteilung des Kommas und wohltemperierte Stimmungen nach Werckmeister oder Silbermann.

Neben der üblichen Stereo- oder Surround-Ausgabe können bis zu 512 Ausgabekanäle angesteuert werden, um die unterschiedlichen Werke einer Orgel mit verschiedenen Lautsprechern zu simulieren – so können z.B. die Lautsprecher für ein Rückpositiv im Rücken des Spielers aufgestellt werden. Das eigene Spiel kann als WAVE-Datei in CD-Qualität mitgeschnitten werden oder auch als MIDI-Datei.

Die Hauptwerk-Software enthält bereits in der kostenlosen Version das Sampleset einer Brindley & Foster-Orgel mit 30 Registern. Allerdings gibt es am Markt klanglich deutlich bessere Samplesets, viele auch in einer kostenlosen Demo-Version – oft nur mit einer Auswahl der Register, dafür aber unbegrenzt spielbar.